Pressemitteilung der Bürgerinitiative zum Thema:

 

Öffnung Bahndamm bzw. Abriss der ehemaligen Bahnbrücke in Dorlar

 

Nach rund 140 Jahren ist die 1877/78 erbaute und  im Volksmund  als „eiserne Brücke“ bekannte Eisenbahnbrücke bei Dorlar vom Abriss bedroht. Sie ist Teil der ehemaligen Bahnstrecke Wetzlar – Lollar, auch historisch als „Kanonenbahn“ bezeichnet.

 

Die Bahntrasse sowie die Brücke sind mittlerweile Eigentum der Gemeinde Lahnau  und genau diese beschäftigt sich nun in einem „Eilverfahren“ mit dem möglichen Abriss. Grund dafür ist eine Lücke im Bahndamm, aktuell geschaffen, um eine Zufahrtsmöglichkeit für schwere Baustellenfahrzeuge zur derzeitigen Brückenbaustelle, der den Bahndamm querenden Autobahnbrücke (A45) zu ermöglichen. 

 

Beschlossen wurde vor Öffnung des Bahndamms damals, dass nach Beendigung der Bauarbeiten, genau diese Lücke von Hessenmobil wieder geschlossen und dafür das entnommene Material eingelagert und als Original wiederverwendet wird.

 

Mittlerweile wollen aber in der Lahnauer Gemeindevertretung SPD und CDU,  anstatt der Wiederherstellung der Bahntrasse und damit wieder den Anschluss bzw. Verbund zu der Brücke, die vorhandene Öffnung belassen, um u.a. einen „schnellen Radweg“ anzulegen und für die Landwirte eine leichtere Erreichbarkeit ihrer Äcker zu schaffen.

 

Was solche Überlegungen mit der Brücke zu tun haben, bleibt nicht nachvollziehbar!

 

Es ist die unverständliche Forderung der Naturschutzverbände, die, falls die mehrheitliche Entscheidung für die Offenhaltung der Bahntrasse fällt, ihre Zustimmung zu dieser Entscheidung nur geben würden, wenn gleichzeitig die alte Stahlbrücke über die Lahn abgerissen wird.

 

Für diesen unbegreiflichen Zusammenhang gibt es von Seiten derer, die den Abriss respektive die Offenhaltung fordern, keine plausible Erklärung.

 

Die Bahntrasse ist im Gesamten als „Geschützter Landschaftsbereich“ (GLB) ausgewiesen  und  GLBs sind gemäß § 29 Abs. 1 BNatSchG "rechtsverbindlich festgesetzte Teile von Natur und Landschaft, deren besonderer Schutz erforderlich ist“.

 

Die Brücke als Bindeglied zu dem auf  Garbenheimer Seite befindlichen Naturschutzgebiet Würzberg und dem geschützten Landschaftsbestandteil Bahntrasse auf Lahnauer Seite, dient u.a. dem biologischen Austausch sowie der Querung für Tiere und ist damit als ein unverzichtbares Glied in der Biotopvernetzung zu betrachten.  Abgesehen von dieser Tatsache ist die Brücke  ein orts- und landschaftsprägendes historisches Kulturgut, das, wie die beiden auf dieser ehemaligen Bahnstrecke befindlichen Viadukte,  Dank des Widerstandes aus der Bevölkerung bereits gerettet, als Industriedenkmal im Sinne eines Ensembleschutzes erhalten werden muss.

 

Die kursierende Aussage, von Garbenheimer Seite gäbe es Verfechter für den Abriss, ist schlichtweg falsch. Waldemar Droß (Ortsvorsteher von Garbenheim) bestätigte dem Vorsitzenden der BI  „Schützt die Lahnaue“, Wolfgang Hill, er könne sich gut damit anfreunden, wenn Brücke und Bahndamm erhalten blieben. Auch wäre aus Naturschutzgesichtspunkten nichts einzuwenden, wenn die Brücke als Fuß- bzw. Radweg Verwendung finden würde. Zur Schonung des Naturschutzgebietes auf  Garbenheimer Seite sollte der Abgang allerdings auf Naunheimer Seite vorgesehen werden. Bereits 2015 befürwortete während einer Besichtigung der Brücke ein NABU-Vertreter aus Naunheim die Ansicht, die Brücke zur Querung der Lahn für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

Einen weiteren Radweg zu schaffen ist für nur wenige 100m nichts  anderes als ein Bypass. Der bestehende, an der Lahn entlangführende Radweg (R7), würde unmittelbar hinter dem Durchstich auf den neugeschaffenen treffen. Auch würden im Ortsbereich Dorlar neuralgische Gefahrenpunkte entstehen, die durch zwangsläufig erforderliches  Abbiegen und Queren der Zufahrtsstraße zum Bootsanleger Dorlar, vorprogrammiert sind.

 

Die Schaffung einer Zufahrt für Landwirte ist ebenso kein belastbares Argument, welches die Zerstörung einer durchgehenden Vernetzung und die weitgehende ökologische Entwertung des Bereichs, rechtfertigen würde. Mehr als 100 Jahre erreichten die Bauern ihre Felder ohne je die Forderung einer Veränderung der Zufahrtsmöglichkeiten gestellt zu haben.

 

Diese Argumente und die Tatsache, dass im Verlauf der Trasse der ehem. Bahnstrecke Wetzlar-Lollar noch alle anderen Stahlbrücken (bei Krofdorf  bzw. Lollar) und Viadukte erhalten wurden, unterstreichen die unbedingte Forderung:  Wiederherstellung der ursprünglichen Bahntrasse und Erhalt der Bahnbrücke.

 

BI "Schützt die Lahnaue" e.v.